Jugendliche fremder Muttersprache am Übergang zwischen Schule und Beruf

Tätigkeitszeitraum: 01.12.1997 – 30.11.1998

Gefördert von der Europäischen Union verantwortliche Fachmitarbeiter

  • Manfred Quickert :Diplomsozialpädagoge, Kursleiter DfaA Gesamtleitung, Praxisanleitung, Sprach­unterricht
  • Gabriele Brosig : berufsorientierte Deutschkurse, Sprachdidaktik
  • fünf Honorarkräfte in der Praxisanleitung

Zielgruppe

Das Projekt richtete sich an Jugendliche aus ehemaligen Anwerbeländern, und der Europäischen Union. Es wurden junge Menschen angesprochen, die nach dem Abgang von der Schule in Deutschland oder ihren Herkunftsländern in Deutschland keine Arbeit bzw. keinen Ausbildungsplatz finden konnten. Es nahmen 12 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 20 Jahren daran teil.

Ziele und Umsetzung

Die Ziele lassen sich zusammenfassen mit:

  • Erhöhung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt
  • Entdeckung und Förderung von Neigungen und Fähigkeiten
  • Erhöhung des Selbstwertgefühls
  • Motivierend wirkt dabei, dass am Ende ein Raum ausgebaut sein wird, den die Jugendlichen zu bestimmten Zeiten selbst nutzen können. Wenn die Teilnehmer es selbst so bestimmen, soll das Projekt in die Bildung einer Jugendgruppe des Ingolstädter IKS münden.

In der jahrelangen Tätigkeit des Trägers mit der sprachlichen Qualifizierung von Jugendlichen fremder Muttersprache hatte dieser immer wieder damit zu tun, dass die jungen Menschen selten einen Ausbildungsplatz und auch kaum eine ungelernte Arbeit erhalten. Sprachliche Mängel stehen zwar als Haupthindernis im Wege, darüber hinaus konnten und können die jungen Menschen oft weniger Kenntnisse der deutschen Berufswelt vorweisen und haben Probleme mit dem „rauhen” Klima am Arbeitsplatz. Betroffene erleben das Klima in der Berufswelt häufig als „rassistisch, intolerant und aggressiv”. Ziel des Projekt war daher neben dem Erwerb einiger handwerklicher Grundbegriffe im praktischen wie verbalen Bereich die Vermittlung der Fähigkeit zu:

  • differenzierterer Betrachtungsweise der Äußerungen und Handlungen der deutschen Kollegen
  • Vergleich mit der Lage eines deutschen Jugendlicher als „Stift”, der ebenso gewissen derben Späßen und Schikanen ausgesetzt sein kann
  • Umgang mit den sprachlichen Gepflogenheiten in der Arbeitswelt und im besonderen am Bau
  • Entwicklung adäquater Reaktionsweisen, wie Humor, Schutzmechanismen und erhöhter Frustrationstoleranz
  • richtige Einschätzung der Aggression von Vorgesetzten: „Ist das gegen mich gerichtet, steht er unter Stress, klappt etwas nicht, sollte ich etwas schneller kapieren, oder wiederhole ich meine Fehler usw.”

Die genannte Problemlage ist keine örtliche oder regionale sondern tritt in verschiedener Ausprägung überall auf.

Das Modellprojekt stellte hier einen großen Lernbedarf fest!

Projektteil I: Spracherwerb

Zunächst wurde der Sprachstand der Beteiligten festgestellt. Da sich keine sprachlich homogene Gruppe ergab, mussten Kurse auf verschiedenen Niveaustufen angeboten werden. Um hier eine angemessene Kursgröße zu erreichen, entschied sich der IKS für eine Änderung gegenüber der früheren Planung und öffnete im Interesse des Erhalts der Fördermittel die Kurse für weitere Teilnehmende. Die Inhaltliche Zielbeschreibung wurde als Modellbeispiel für berufsorientierten Deutschunterricht veröffentlicht in „Bildungsarbeit in der Zweitsprache Deutsch”

Projektteil II: Erwerb handwerklicher Grundfertigkeiten

Im Rahmen des Ausbaus der Räume des IKS mit dem Ziel der Schaffung eines Mehrzweck- und Projektraumes, den auch eine entstehende Jugendgruppe nutzen wird, erfolgten konkrete Anleitung zu handwerklichen Tätigkeiten verbunden mit Hilfen zum Erwerb der jeweiligen sprachlichen Mittel. Weiter wurden Hospitationen bei Handwerksbetrieben angeboten, die im Rahmen des Umbaus im Hause tätig waren. Die Jugendlichen erwarben handwerkliche Grundfertigkeiten in folgenden Bereichen.

  • Maurer: Ausbessern von Verputz
  • Maler: Wände, Holz und Türen streichen
  • Raumausstatter: Planung und Ausführung der Inneneinrichtung
  • Schreiner: Trennwandgestell aus Sichtholz, Tür, Treppenbau
  • Glaser: Verglasung der Trennwandöffnungen
  • Fliesenleger: Messen, Isolieren, Kleben, Verfugen
  • technisches Zeichnen: in Form von Skizzen und Maßangeben
  • Architekt: planerische Ansätze aus Sicht des „Bauherrn”
  • Elektriker: Verlegung von Leitungen, Steckdosen, Schalter, Einbau von Lampen
Projektteil III: Computerkurs

Ein Computerkurs rundete das Projekt ab. Der Kurs wurde motivierend – Teilnahme nur bei Mitarbeit – eingesetzt.